Über Freundschaft und Liebe haben wir in diesen Tagen geredet. Wir das ist eine Klasse einer Handelsakademie und ich. Die Schülerinnen und Schüler hatten bei uns Franziskanern in Telfs einen Besinnungstag. Ich durfte sie begleiten. In einer Gesprächsrunde sagte eine Jugendliche: „Zur Freundschaft gehört für mich, dass ich ehrlich bin zu meinem Freund, dass ich ihm sage, was ich denke“.  VideoAudio (direkt), podcastAudio2 (mehr dazu)

Ihre Aussage hat mich noch im Nachhinein beschäftigt. Ich denke, die Schülerin hat ein gutes Gespür. In einer Freundschaft und überhaupt gehört für mich dazu, dass ich offen bin, dass ich zu meinen Gefühlen stehe und sie auch mitteilen. Dass ich ehrlich das sage, was ich denke und glaube.

Für mich ist Jesus hier eine inspirierende Figur. Er hat frei mitgeteilt, was er denkt. Er hat es auch in Kauf genommen, dass ihn wegen seiner Offenheit, viele ablehnten. Was besonders schmerzlich war für ihn: Sogar seine Verwandten und die Leute seiner Heimat, haben ihn nicht ernst genommen. Jesus inspiriert mich, ein Freund der Menschen zu sein, in dem ich ehrlich bin. Auch wenn ich dabei damit rechnen muss, dass mich nicht mehr alle akzeptieren. Jesus ermutigt mich trotzdem offen zu sagen, wovon ich überzeugt bin.

Mehr dazu finden sie weiter unten.

Lesejahr B, 14. Sonntag im Jahreskreis 2012, Homilie, Br. René Dorer

Bibelstellen: Lesungen: Ez 1,28b – 2,5; Ps 123 (122),1-2.3-4;  2 Kor 12, 7-10; Mk 6,1b-6 in: Einheitsübersetzung der Hl. Schrift, Katholisches Bibelwerk, Stuttgart

Andere Literatur:

Die Dreigefährtenlegende (= Gef), hier: Gef 37,4-6a, in: Dieter Berg, Leonhard Lehmann (Hg.), Franziskusquellen, Die Schriften des heiligen Franziskus, Lebensbeschreibungen, Chroniken und Zeugnisse über ihn und seine Orden, Kevelaer 2009, 632.

Mehr dazu: Audio2 (mehr dazu)

Über Freundschaft und Liebe haben wir in diesen Tagen geredet. Wir das ist eine Klasse einer Handelsakademie und ich. Die Schülerinnen und Schüler hatten bei uns Franziskanern in Telfs einen Besinnungstag. Ich durfte sie begleiten. In einer Gesprächsrunde sagte eine Jugendliche: „Zur Freundschaft gehört für mich, dass ich ehrlich bin zu meinem Freund, dass ich ihm sage, was ich denke“.

Ihre Aussage hat mich noch im Nachhinein beschäftigt. Ich denke, die Schülerin hat ein gutes Gespür. In einer Freundschaft und überhaupt gehört für mich dazu, dass ich offen bin, dass ich zu meinen Gefühlen stehe und sie auch mitteilen. Dass ich ehrlich das sage, was ich denke und glaube.

Auch ich will immer mehr allen offen sagen, was ich fühle, was ich glaube. Auch wenn manche mich nicht verstehen, ja vielleicht sogar ablehnen.

Ich weiß, wenn ich offen bin, auch meinen Glauben mitzuteilen, dann riskiere ich gerade in der heutigen Gesellschaft, dass ich von vielen ausgelacht werde. Dass sie mich vielleicht sogar verspotten. Mit solcher Ablehnung kann ich leben.

Dabei helfen mir auch die Menschen, die vor über 2000 Jahr ihre Erfahrung in einem Psalm niedergeschrieben haben: „Übersatt sind wir vom Hohn der Spötter, übersatt ist unsre Seele von ihrem Spott,  von der Verachtung der Stolzen“ (vgl. Ps 123 (122),3-4), wird in einem Glaubenslied gesungen. In dieser bedrückenden Situation gibt es für den gläubigen Menschen folgenden Ausweg: „Ich erhebe meine Augen zu dir, der du hoch im Himmel thronst. Unsere Augen schauen auf den Herrn, unsern Gott“ (vgl. Ps 123 (122),3-4). Der Sänger spürt: Wenn ich verspottet werde, hilft es mir, auf Gott zu blicken.

Wenn ich mich von anderen verspottet sehe, dann muss ich mich zuerst auch fragen: Haben die einen echten Grund, mich zu verspotten, muss ich was an mir, an meinem Verhalten ändern. Gleichzeitig weiß ich immer wenn ich auf Gott blicke bekomme ich Kraft, auch wenn ich mich abgelehnt fühle. Wenn ich im Glauben auf Gott blicke, dann kann ich erleben: Auch wenn andere mich nicht akzeptieren, bei Gott finde ich immer Halt, denn Gott sagt ja zu mir, er stützt mich.

Ich denke, auch Jesus war von diesem Halt in Gott getragen. Er hat deshalb mutig gesagt, was er sich denkt und was er glaubt – auch auf die Gefahr hin, dass ihm das Unverständnis und Ablehnung bringt.

Ich denke Jesus muss es wohl besonders geschmerzt haben, dass ihn viele Leute in seiner Heimat abgelehnt haben.  Die Leute haben sie gefragt: „Woher hat er das alles? Was ist das für eine Weisheit, die ihm gegeben ist! Und was sind das für Wunder, die durch ihn geschehen!“ (Mk 6,2) . Für sie war das, was er sagte und tat suspekt. Denn Jesus war ja ein einfacher Arbeiter. Warum sollte der groß von Gott reden und auch noch Wunder tun. Sie kannten ja seine Angehörigen. „Ist das nicht der Zimmermann, der Sohn der Maria und der Bruder von Jakobus, Joses, Judas und Simon? Leben nicht seine Schwestern hier unter uns?“ (Mk 6,3), fragen sich die Menschen in seiner Heimat. So berichtet der Evangelist Markus.

Sie konnten das nicht einordnen was Jesus ihnen sagte und was er tat. Er war doch einer von ihnen. Sie lehnten ihn ab. Das war der Preis dafür, dass Jesus so ehrlich war. Jesus hat sich da nicht beirren lassen. Er ist einfach weiter gezogen und hat wo anders das getan und gesagt, wovon er überzeugt war.

Ähnlich ist es ja auch Franziskus mit seinen ersten Brüdern gegangen. Sie waren Freunde der Menschen, gerade deshalb habe sie nicht nur irgendwas gesagt, sondern ehrlich auch ihren Glauben anderen mitgeteilt. Sie haben sich auch in ihrer Lebensart nicht der Masse angepasst, sondern sich so gegeben, wie sie es für richtig hielten. Die Dreigefährtenlegende berichtet: „Wer Franziskus und sein Brüder erblickte, war aufs Höchste erstaunt, weil sie sich in der Kleidung und Lebensweise von allen unterschieden und fast wie Waldmenschen aussahen. Wo immer sie eine Stadt oder ein Dorf, einen Weiler oder ein Haus betraten, verkündeten sie den Frieden und ermutigten alle, den Schöpfer des Himmels und der Erde zu fürchten und zu lieben und seine Gebote zu beobachten. Einige hörten ihnen gerne zu, andere – ganz im Gegenteil –lachten sie aus“ (vgl. Gef 37,4-6a). Mutig und ehrlich haben Franziskus das gelebt und gesagt, wovon sie überzeugt waren. Auch wenn sie damit riskierten, von vielen verspottet zu werden.

Auch ich will ein echter Freund der Menschen sein. Das heißt für mich unter anderem, dass ich ehrlich das lebe und sage, wovon ich überzeugt bin. Auch wenn ich damit riskiere, dass mich einige ablehnen und auslachen. Ich lass mich davon nicht abschrecken, denn ich blicke auf Franziskus und Jesus, die mir hier vorangehen. Sie sagen mir: Vertrau nur auf Gott, blicke auf Gott, und sei ehrlich, wahrhaftig, auch wenn dich Menschen ablehnen, wenn du Freunde verlierst. Denn dein letzter Halt wird Gott sein, wie es im Psalm gesungen wird: „Unsere Augen schauen auf den Herrn, unsern Gott“ (vgl. Ps 123 (122),3-4).