Die Reichen werden reicher. Warum sagt Jesus, glücklich sind die Armen? 

Die großen Gewinner in den vergangenen zwei Jahren von Lockdowns und Corona-Maßnahmen waren offensichtlich die Firmen aus dem Big-Tech und Big-Pharmabereich: Amazon, Google, Apple, Pfizer. Deutlich hat sich in den vergangenen Monaten eine Tendenz verfestigt: Die Armen werden ärmer, die Reichen werden reicher. Zu den Armen können wir in unseren Breiten zum Beispiel wohl die Familien von alleinerziehenden Müttern zählen. Weltweit hat die extreme Armut in den Entwicklungsländern in den letzten Monaten um etwa 40 % zugenommen.

Ich frage mich auch: Wer sind die großen Reichen dieser Welt? Zu ihnen gehören wohl auch jene, die hinter den großen Finanzgiganten wie Blackrock, Vanguard und State Street stehen. Hier handelt es sich um Vermögensverwaltungsunternehmen, die Billionen von Dollar verwalten. Vielleicht kennen wir die Namen der Reichsten gar nicht.

Es interessiert mich, was sich in unserer Welt abspielt. Ich frage mich auch, inwieweit haben diese ganz großen Reichen Einfluss auf die Abläufe in unserer Gesellschaft?

Doch ich möchte nicht zu sehr auf die da oben schauen, die Reichen, die so viel haben. Ich möchte mich fragen: Was bedeutet Reichtum für mich? 

Mich beschäftig in diesem Zusammenhang, dass Jesus immer wieder vor Reichtum warnt, zum Beispiel wenn er sagt: „Weh euch, ihr Reichen, ihr habt keinen Trost mehr zu erwarten“ (vgl. Lk 6,24). Im Gegensatz dazu lobt er die Armen. Er ruft aus: „Selig, glücklich sind die Armen, den ihnen gehört das Reich Gottes“. Ich möchte das mit anderen Worten ausdrücken: „Glücklich ist wer arm ist, denn dieser Mensch ist Gott nahe, er kann Gott erfahren“. 

Eines ist mir klar, es gibt Reiche, die gute Menschen sind. Es gibt arme Menschen, die sehr böse sein können. Ich denke, Reichtum und Wohlstand ist als solches nicht schlecht. Es gibt sicher viele reiche Menschen, die ihr Kapital redlich verdient haben und damit Gutes tun. Doch fällt mir auf, dass Jesus die Armen hervorhebt, als die, die Gott näher sein können. 

Ich verstehe das so: Jesus warnt mich vor der Gier nach immer mehr Haben. Diese Gier führt viele zu immensem Reichtum. Diese Gier, so bin ich überzeugt, schadet aber mir selbst und sie verführt mich, rücksichtlos gegen über anderen zu sein. Die Gier stört auch meine Beziehung zu Gott.  

Ich möchte Jesus bitten: Hilf mir, Jesus, arm zu sein. Ich meine damit, bewege mich, dass ich einfach lebe und gerade dadurch glücklich bin. Hilf mir, frei zu sein, für die Liebe zu Gott und zu den Menschen. Denn du machst mir Mut zu so einem Lebensstil, wenn du sagst: „Selig, die Armen, denn ihnen gehört das Reich Gottes“ (vgl. Lk 6,20)

Quellen:

Die Pandemie befördert die Armut weltweit

Globale Armut steigt dramatisch an

https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/armut-corona-oxfam-kinder-1.5183057

https://www.n-tv.de/wirtschaft/Podcast-Wieder-was-gelernt-Das-sind-die-Gewinner-der-Pandemie-article23102288.html

https://www.welt.de/wirtschaft/article197577169/Blackrock-State-Street-Vanguard-Die-neue-Macht-der-drei-Finanzgiganten.html

Biblische Lesungen: 

Lk 6,20-26; Ez 28,5, Jesus Sirach 31,1-8; Hos 13,6