„Toni Reider möchte gern mit dir auf Facebook befreundet sein“. Diese Email-Nachricht ist bei mir angekommen. Toni kenne ich aus meinem Heimatdorf Dölsach. Als Kind habe ich mit ihm beim Maibaum-Lagerfeuer Würstel gegrillt. Freut mich, dass er Kontakt mit mir aufnimmt und zu meinen Facebook-Freunden zählen will.

Ich denke da noch an ein anderes Freundschaftsangebot. „Ihr seid meine Freunde“ (vgl. Joh 15,15b), sagt Jesus zu denen, die ihm zuhören. Jesus nennt die, die sich für ihn interessieren „Freunde“. Jesus ist für mich ein echter Freund und Begleiter. Denn er bietet mir das Schönste, das ich mir vorstellen kann. Er hilft mit zu erleben: Es gibt jemand, der immer ja zu mir sagt. Diese Person hört niemals auf, sich mir freundlich zuzuwenden. Es ist Gott, den ich Vater nennen darf. Das kann ich erleben, weil Jesus mir dabei hilft. Deshalb ist er mein bester Freund.

[Der Name „Toni Reider“ ist ein geänderter Name]

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Lesejahr B, 6. Sonntag der Osterzeit, Br. René Dorer

Bibelstellen: Apg 10:25-26.34-35.44-48;  Ps 98 (97), 1-4; 1 Joh 4:7-10; Joh 15:9-17

Andere Literatur:

Klara von Assisi, Vierter Brief an die heilige Agnes von Prag, (=4 Agn), hier: 4 Agn 9-11,  Grau Engelbert (Hg.), Leben und Schriften der Heiligen Klara, Dietrich-Coelde-Verlag  1997,  205.

Einheitsübersetzung der Hl. Schrift, Katholisches Bibelwerk, Stuttgart

Mehr:

„Toni Reider möchte gern mit dir auf Facebook befreundet sein“ [Name geändert]. Diese Email-Nachricht ist bei mir angekommen. Toni kenne ich aus meinem Heimatdorf Dölsach. Als Kind habe ich mit ihm beim Maibaum-Lagerfeuer Würstel gegrillt. Freut mich, dass er Kontakt mit mir aufnimmt und zu meinen Facebookfreunden zählen will. Facebook gefällt mir, weil es hilft, ein Netz von Kontakten zu knüpfen. Dieses virtuelle Netz ist für mich eine gute Ergänzung zu den direkten Begegnungen im Alltag. Besonders freue ich mich immer wieder über Freundschaftsanfragen. Ich habe gerne Freunde. Auch wenn Facebook-Freundschaft oft etwas sehr Loses sein können.

Ich denke noch an eine ganz andere Freundschaftsanfrage. Jesus sagt zu denen, die ihm zuhören: „Ich habe euch meine Freunde genannt“. Er nennt die Leute, die sich für ihn interessieren, Freunde. Das ist für mich wie eine Freundschaftsanfrage. Warum stellt sich Jesus so auf eine Ebene mit den Menschen? Er sagt: „Ich habe euch Freunde genannt, weil ich euch alles mitgeteilt habe, was ich von meinem Vater gehört habe“ (Joh 15,15). Wenn Jesus hier von Freunden spricht, dann fühle ich mich betroffen. Die Basis der Freundschaft, die er auch mir anbietet ist: Er ist bereit mir Vertrautes mitzuteilen. Er will mir alles sagen, was er von seinem Vater im Himmel gehört hat. Er sagt mir sozusagen Gott selbst weiter. Jesus kennt Gott im Innersten. Für ihn ist Gott nicht eine philosophische Idee oder ein Gebilde von Lehrsätzen. Er kennt Gott. Er weiß, dass Gott ihn liebt. Genau, diese Erfahrung will Jesus weiter geben. „Wie mich der Vater geliebt hat, so habe auch ich euch geliebt“ (vgl. Joh 15,9a). Das ist es, was Jesus mir und uns allen weiter sagen will: dass Gott mich uns allen äußerst positiv zugewandt ist. Ich weiß, dass ich das erleben kann, wenn ich das Freundschaftsangebot Jesu annehme kann.

Für mich ist das auch im ersten Johannesbrief ausgedrückt: „Die Liebe Gottes wurde unter uns dadurch offenbart, dass Gott seinen einzigen Sohn in die Welt gesandt hat, damit wir durch ihn leben“ (1 Joh 4,9). Die Liebe Gottes offenbart sich uns, das heißt: Sie wird für uns erlebbar, durch den einzigen Sohn, den Gott in die Welt sendet. Das ist Jesus. Wovon ich rede, das ist nicht nur frommes Zeug. Das kannst auch du erleben, wenn du Jesus als deinen Freund annimmst.

Es ist für mich wunderbar, wenn ich erlebe, dass ich für immer bejaht bin vom ewigen Gott. So erlebe ich mich aufgehoben von einer Liebe, die nichts zerstören kann. Das freut mich. Deshalb verstehe ich auch Jesus, wenn er sagt: „Dies habe ich euch gesagt, damit meine Freude in euch ist und damit eure Freude vollkommen wird“ (Joh 15,11).

Zu erleben, dass Gott mich liebt, hat was mit der Erfahrung einer Kraft zu tun. Das ist etwas, was mich ganz tief berührt. Das ist wie eine Energie, die mich beflügelt. Ich denke da gerade an die Kraft, die Jesus seine Jüngerinnen und Jüngern versprochen hat, den Heiligen Geist. Die ersten Christen habe diese Kraft intensiv erlebt. Die Apostelgeschichte berichtet zum Beispiel, wie Petrus einem römischen Hauptmann und seiner Familie vom auferstandenen Jesus erzählt. Während die Leute ihm zuhörten „kam der Heilige Geist auf alle herab, die das Wort hörten“ (vgl. Apg 10,44). Es ist Jesus selbst, der diesen Geist gibt. Er gibt damit die Erfahrung von Liebe, die von Gott her kommt. Jesus ist für mich der wichtigste Freund. Denn er kann mir das geben, was mir kein anderer so wie er gibt: die Erfahrung, dass Gott mich herzlich gerne hat.

Mir ist klar, dass ich da auch was beitragen muss, damit ich das alles erleben kann. Vor allem muss ich mich bemühen, nach den Geboten Gottes, nach dem Gebot Jesu zu leben. Das heißt für mich, dass ich mich bemühe, alle Menschen zu lieben. Nur so kann ich bleibend in der Freundschaft mit Jesus leben.

Zu all dem fällt mir die Heilige Klara von Assisi ein. Sie hat auf ein Leben im Reichtum als Adelige verzichtet. Allen Prunk hat sie hinter sich gelassen und wollte radikal in Einfachheit ein Leben ganz in Gemeinschaft mit ihrem besten Freund, Jesus, leben. Das hat sie getan. Sie hat erlebt, dass damit eine Erfahrung von Zuwendung in ihr Leben kommt. In einem Brief an Agnes von Prag schreibt Klara: „Glücklich ist der Mensch, dem es gegeben ist, dem verbunden zu sein, dessen Liebe reich beschenkt“ (vgl. 4 Agn 9-11). Klara hat erlebt: wenn ich mit Jesus in Freundschaft bin, dann ist das eine Erfahrung von Liebe. Was Klara von Assisi hier erlebt, das ist genau das, was Jesus uns als unser Freund geben kann: die Erfahrung vom höchsten Gott, vom ewigen Gott geliebt zu sein.

Ich will, dass mich andere mögen. Mir gefällt es, wenn andere mir ihre Freundschaft über Facebook ausdrücken. Darüber hinaus will ich den ganz großen Freund Jesus erleben, der auch mir die Erfahrung schenkt, dass Gott mich liebt. Was Jesus sagt, beziehe ich auch auf mich: „Ich habe euch Freunde genannt, weil ich euch alles mitgeteilt habe, was ich von meinem Vater gehört habe. Wie mich der Vater geliebt hat, so habe ich euch geliebt“ (vgl. Joh 15,9-15).

[Der Name „Toni Reider“ ist ein geänderter Name]