Ich war Mitte November 2012 mit einer Reisegruppe am Berg Nebo in Jordanien. Auf diesem Gipfel stand einmal Mose, so erzählt die Bibel. Nach der Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten, nach einer langen Wüstenwanderung sprach Gott hier zu ihm: „Schau hinüber auf das Land Kanaan. Das werde ich deinem Volk, den Israeliten, als Besitz geben“ (vgl. Dtn 32,48-50).

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Mose selber starb auf diesem Berg. Ohne ihn zog sein Volk ins gelobte Land.

Inzwischen sind mehr als 3000 Jahre vergangen. Nachkommen des Mose, Juden, leben heute in dem Land, das Gott Mose zugesagt hat. Leider gibt es dort heute immer noch keinen Frieden. Während ich auf dem Berg Nebo stand, herrschte gerade ein militärischer Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis. Ich wünsche, dass beide Volksgruppen dort Lebensraum und gerechte Verhältnisse finden.

Dabei bin ich überzeugt: Der Gott Israels will den Juden, den Palästinensern und allen Menschen nicht zuerst ein Stück Land geben, sondern den Frieden. Der Friede kommt von Gott. Ich glaube, dass Jesus mich und alle zu diesem Frieden führen kann, in das Land des Friedens. Denn Jesus zeigt uns den wahren Gott Israels. Dieser Gott ist die Liebe. Er ist der Friede.

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Lesejahr B, 33. Sonntag im Jahreskreis 2012, Homilie, Br. René Dorer

Bibelstellen:: Dan 7:2a.13b-14 [mit Dtn 32,48-50];  Ps 93 (92), 1-5; Offb 1:5b-8; Joh 18:33b-37 (Einheitsübersetzung der Hl. Schrift, Katholisches Bibelwerk, Stuttgart)

weitere Literatur:

Franziskus von Assisi, Das große Testament des Heiligen Franziskus (=Test), hier:  Test 23,  in: Dieter Berg, Leonhard Lehmann (Hg.), Franziskusquellen, Die Schriften des heiligen Franziskus, Lebensbeschreibungen, Chroniken und Zeugnisse über ihn und seine Orden, Kevelaer 2009, 61.

Mehr dazu:

Ich war Mitte November 2012 mit einer Reisegruppe am Berg Nebo in Jordanien. Auf diesem Gipfel stand einmal Mose, so erzählt die Bibel. Nach der Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten, nach einer langen Wüstenwanderung sprach Gott hier zu ihm: „Schau hinüber auf das Land Kanaan. Das werde ich deinem Volk, den Israeliten, als Besitz geben“ (vgl. Dtn 32,48-50). Mose selber starb auf diesem Berg. Ohne ihn zog sein Volk ins gelobte Land.

Inzwischen sind mehr als 3000 Jahre vergangen. Nachkommen des Mose, Juden, leben heute in dem Land, das Gott Mose zugesagt hat. Leider gibt es dort heute immer noch keinen Frieden. Während ich auf dem Berg Nebo stand, herrschte gerade ein militärischer Konflikt zwischen Palästinensern und Israelis. Ich wünsche, dass beide Volksgruppen dort Lebensraum und gerechte Verhältnisse finden.

Ist da was schief gelaufen mit dem Versprechen Gottes? Warum können die Nachkommen des Moses nicht friedlich in dem Land leben, das Gott ihnen zugesprochen hat. Ist Gott gescheitert?

Ich denke mir, das Land Kanaan, das Gott den Volk Israel versprochen hat ist ein Zeichen, für etwas viel Größeres. Gott hat mehr im Sinn als bloß einer Menschengruppe ein Stück Land zum Leben zu geben. Von diesem viel Größeren haben die gläubigen Israeliten schon früh geahnt.

 

Einerseits haben sie erkannt, es geht nicht nur um das Dasein auf einem Stück Erde. Sondern es geht vor allem darum, w i e sie in diesem Land leben. Um das Leben in einem Land gut gestalten, braucht es auch eine gute Regierung. Früher war das meist ein König. Dabei haben die Hebräer schon bald gespürt, dass der beste Leiter des Volkes Gott selbst ist. Ich denke an den Psalm 93(92): „Der Herr ist König, … mit Macht umgürtet“, singen Gläubige in diesem Glaubenslied. Mich spricht ihr Glaube an, dass Gott Macht hat, und dass er ein Leiter der Menschengemeinschaft ist. Ich glaube, dass es gut ist für mich, wenn ich mich bestimmen lassen von der Macht Gottes, vom Licht, von der Liebe. Das gilt auch für ganze Nationen.

Der Prophet Daniel spricht da von einem göttlichen Herrscher, denn er „Menschensohn“ nennt. Daniel sagt: „Einer wie ein Menschensohn kam, …alle Völker, Nationen und Sprachen müssen ihm dienen. Seine Herrschaft ist eine ewige, unvergängliche Herrschaft“ (vgl. Dan 7, 2a.13b-14). Der Prophet spricht von einem ewigen, göttlichen Herrscher, der Macht hat, über alle Nationen. Gott geht es um alle Menschen. Alle sollen nicht nur irgendwo leben können, sondern sich vor allem von Gott leiten lassen.

Wo ist dieser Menschensohn, von dem Daniel spricht. Mir fällt dazu ein, dass Jesus sich selbst den Titel „Menschensohn“ gegeben hat. Damit setzt sich Jesus mit der Figur des Propheten Daniel gleich, mit dem „Menschensohn, der ewig herrschen soll, über alle Völker und Nationen“ (vgl. Dan 7, 2a.13b-14).

Dass Jesus der absoluten Herrscher aller ist, macht mir auch Johannes, der Verfasser der geheimen Offenbarung klar. Er schreibt: „Jesus Christus ist … der Herrscher über die Könige der Erde“ (vgl. Offb 1, 5b-8).

Ich glaube, dass Jesus der ist, der Macht ausüben will und kann über alle Menschen. Jesus ist kein militärischer, politischer Machthaber, der irgendein Territorium verteidigen möchte. Das macht er für mich deutlich, wenn er beim Verhör vor Pilatus sagt: „Mein Königtum ist nicht von dieser Welt. Wenn es von dieser Welt wäre, würden meine Leute kämpfen“ (Joh 18,36). Worin besteht dann seine Macht und sein Einfluss? Jesus beantwortet mir diese Frage, wenn er zu Pilatus sagt: „Ich bin gekommen um für die Wahrheit Zeugnis abzulegen“ (vgl. Joh 18,37). Die Wahrheit, die Jesus mir und uns allen bezeugt ist Gott. Der Gott, der die Liebe ist, der Gott der der Friede ist. Jesus hat die Kompetenz, mir und allen diesen Gott zu zeigen. Diese Fähigkeit Jesu ist die eigentliche Macht, die mich und alle in dieser Welt verändern kann. Denn wenn ich mich von Jesus Gott zeigen lasse, dann finde ich die Liebe, den Frieden. Denn der wahre Gott, den uns Jesus erlebbar macht, ist die Liebe, ist der Friede. Wenn ich diesen Gott berühre, dann werde ich selber zu einem Menschen des Friedens. Dann kann ich in dieser Welt so leben, wie es gut ist für mich und für andere. Wenn alle diesen Gott fänden, dann gäbe es Frieden auf der ganzen Welt. Dann hätten alle Menschen ihr Stück Land, in dem sie friedlich leben könnten.

Das Land, dass Gott dem Volk Israel zugesagt hat ist für mich ein Zeichen, für das Land, in das Gott alle Menschen führen will – in ein Dasein im Frieden, in Gerechtigkeit. So eine Art zu leben ist für mich möglich, wenn wir den wahren Gott Israels finden, der ein Gott des Friedens ist. Diesen Gott kann Jesus allen zeigen, erlebbar machen, deshalb ist für mich Jesus der König aller Menschen, der Herrscher für alle.

Dass das funktioniert mit Jesus, dass er  wirklich die Fähigkeit hat, uns den Gott des Friedens zu zeigen, dass macht mir der Heilige Franziskus von Assisi klar. Dieser Heilige des Mittelalters glaubte an Jesus und wurde gerade so zu einem Friedensvermittler. Deshalb ist der große Freund Jesu Franziskus von Assisi im Mittelalter durch Städte und Dörfer gezogen und hat den Frieden gepredigt. Seinen Brüdern hatte er aufgetragen, die Leute so zu grüßen: „Der Herr gebe dir den Frieden“ (Test 23).

Ich bitte Jesus, dass immer mehr Menschen das eigentliche Land finden, das Gott ihnen schenken möchte: eine neue Lebensweise die gestärkt ist von der Erfahrung Gottes, vom Gott des Friedens. Ich glaube, dass dieser Gott die wichtigste Wahrheit ist, die Jesus mir und allen zeigen kann. Ich vertraue in die Worte Jesu: „Ich bin ein König, ich bin gekommen für die Wahrheit Zeugnis abzulegen“ (vgl. Joh 18,37).