„Bevor der Bischof das Volk segnet, bitte ich euch, dass ihr den Herrn bittet, dass er mich segnet“, sagte der neue Papst Franziskus und er kniete sich bei seinem ersten Auftritt in der Loggia des Petersdomes nieder und die Versammelten beteten für ihn. Mir hat diese Geste des Papstes gefallen. Ich denke, er wollte damit deutlich machen: Ich brauche zuerst die Hilfe Gottes, euer Gebet, wenn ich als Papst was Sinnvolles wirken soll.  Video, Audio , Audio (mehr), 

Sicher hat er sich da etwas von Jesus abgeschaut. Dieser betet oft. Er weiß, dass er das Wichtigste im Leben von Gott, seinem Vater empfängt – besonders die Erfahrung geliebt zu sein. Mir fällt dazu der Evangelisten Johannes ein, der über Jesus bei seinem letzten Abendmahl schreibt: „Jesus wusste, dass ihm der Vater alles in die Hand gegeben hat“ (vgl. Joh 13,3). Weil Jesus sich von seinem Vater im Himmel total beschenkt weiß, hat er etwas zu geben. Er gibt Freundschaft weiter. Das zeigte er zum Beispiel, wenn er seinen Jüngern die Füße wäscht.

Ich wünsche Papst Franziskus, mir und uns allen, dass wir viel Freundlichkeit weiter geben können, weil wir erfahren, dass Gott uns alles gibt, sein ganze Liebe. Ähnlich wie Jesus „wusste, dass ihm der Vater alles in die Hand gegeben hat“ (vgl. Joh 13,3).

Mehr dazu finden sie weiter unten.

Gründonnerstag 2013, Homilie, Br. René Dorer

Bibelstellen: Ex 12:1-8.11-14; Ps 116 (115), 12-18; 1 Kor 11:23-26; Joh 13:1-15 (Einheitsübersetzung der Hl. Schrift, Katholisches Bibelwerk, Stuttgart)

weitere Literatur:

Franziskus von Assisi, Der Brief an alle Brüder oder den gesamten Orden (=Ord), hier: Ord 26-29, in: Dieter Berg, Leonhard Lehmann (Hg.), Franziskusquellen, Die Schriften des heiligen Franziskus, Lebensbeschreibungen, Chroniken und Zeugnisse über ihn und seine Orden, Kevelaer 2009, 116-117.

MehrAudio (mehr), 

„Bevor der Bischof das Volk segnet, bitte ich euch, dass ihr den Herrn bittet, dass er mich segnet“, sagte der neue Papst Franziskus und er kniete sich bei seinem ersten Auftritt in der Loggia des Petersdomes nieder. Einige Sekunden lang beteten für ihn die versammelten Gläubigen auf dem Petersplatz und wohl Millionen weltweit, die vor den Fernsehschirmen saßen. Mir hat diese Geste des Papstes gefallen. Ich denke, er wollte damit deutlich machen: Ich brauche zuerst die Hilfe Gottes, ich brauche das Gebet der Menschen, wenn ich als Papst was Sinnvolles wirken soll.

Sicher hat er sich da was von Jesus abgeschaut. Dieser betet immer wieder – auch vor wichtigen Ereignissen. Er weiß, dass er das Wichtigste von Gott, seinem Vater empfängt. Da denke ich an die Worte des Evangelisten Johannes. Er schreibt über Jesus bei seinem letzten Abendmahl. „Jesus wusste, dass ihm der Vater alles in die Hand gegeben hatte“ (vgl. Joh 13,3)“. Jesus ist klar, dass er von Gott, alles hat, auch die Erfahrung von Gott geliebt zu sein, einen Lebensauftrag zu haben. Aus diesem Bewusstsein handelt er. Und gibt von dem was er empfangen hat auch weiter. So auch seine Zuwendung zu den Menschen, die er in ungewöhnlichen Formen ausdrückt: Zum Beispiel wäscht er bei seinem letzten Abendmahl den Jüngern die Füße. Er geht noch weiter: Für seinen Glauben, den er öffentlich mitteilt, lässt er sich sogar ans Kreuz nageln. Denn viele halten das nicht aus, was er sagt. Deshalb wollen sie Jesus beseitigen. Er war bereit sein Leben, seinen Leib im Einsatz für die Wahrheit zu geben.

Beim letzten Abendmahl teilt er seine Bereitschaft, alles zu geben, durch eine Zeichenhandlung mit. Der Apostel Paulus schreibt dazu: „Jesus, der Herr, nahm in der Nacht, in der er ausgeliefert wurde, Brot, sprach das Dankgebet, brach das Brot und sagte: Das ist mein Leib für euch. Tut dies zu meinem Gedächtnis!“ (1 Kor 11,23b-24). Ähnliches tut es Jesus mit einem Kelch voll Wein. „Mein Leib für euch“, sagt Jesus. So will er meines Erachtens ausdrücken, dass er nicht nur bereit ist, den Jüngern die Füße zu waschen, sondern sein Leben aus Liebe hinzugeben.

Wenn Jesus beim Abendmahl das Brot reicht mit den Worten „das ist mein Leib für euch“, fügte er noch hinzu: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“. Er fordert die Apostel auf, seine Brot- und Becherhandlung zu tun, immer wieder, zu seinem Andenken. Gemeint ist nicht nur, dass sie sich damit an Jesus bloß wie an etwas Vergangenes erinnern, sondern, dass sie ein Gedächtnis halten. Dieser Begriff hat im Jüdischen eine besondere Bedeutung: „Gedächtnis“ meint: Wenn sie an ein vergangenes Ereignis feierlich gedenken, dann wird damit die ganze Wirkung, die hinter dem Ereignis steht, gegenwärtig. Meistens ist irgendein befreiendes Wirken Gottes in der Vergangenheit gemeint, das mit einem Gedächtnis in der Jetzt-Zeit wirksam wird. Mit anderen Worten während einem Gedächtnis ist Gott der damals in einer bestimmten Situation seine Wunder wirkte, auch heute wirksam da.

Ich glauben, wie die Tradition der Kirche davon überzeugt war: Wo immer die Apostel, beziehungswiese ihre Nachfolger – Bischöfe mit den Priestern – die Brot und Becherhandlung des letzten Abendmahles vornehmen, dass das ein Gedächtnis Jesu ist, dass das nicht nur eine Erinnerung an Jesus ist, sondern dass Jesus wirklich da ist, und zwar auch im Brot und im Kelch mit Wein. Die Worte Jesu, die dann ein Nachfolger der Apostel spricht: „Das ist mein Leib“ treffen auf das Brot zu. Das Brot wird zum Ort, wo Jesus da ist und sich selbst, seinen göttlichen, verklärten Leib gibt, in Hingabe an den Menschen. Das geschieht in jeder Feier des Abendmahles. Wir in der katholischen Kirche nennen diese Feier Eucharistie oder Heilige Messe.

Ich glaube: Es ist Jesus selbst der in geistiger Weise im Brot der Heiligen Eucharistiefeier gegenwärtig ist. Jesus will, auch mir viel von dem weiter geben, was er vom Vater empfangen hat: sein Leben, sich selbst, seine Liebe, Gottes Geist.

Ich freue mich über diesen Glauben und will ihn besonders am Gründonnerstag feiern. An diesem Tag denken wir an  das letzte Abendmahl Jesu, wir feiern da ihn, der vom Vater alles empfangen hat und gleichzeitig alles weiter gibt, besonders die Liebe. Er zeigt das bei der Fußwaschung, er teilt seine Liebe mit am Kreuz und gibt in dieser Liebe sich selbst an uns Menschen, in dem er uns das Brot gibt, das er selbst ist, das sein Leib ist, den wir besonders in der Heiligen Messe empfangen können. So wird die Heilige Messe für mich zum wichtigsten Gebet, wo ich von Gott immer mehr empfangen kann, besonders die Liebe, um diese auch weiter zu geben.

Auch der Heilige Franziskus von Assisi wusste, dass er immer zuerst von Gott empfangen muss, um was weiter geben zu können, deshalb hat er auch viel gebetet, und hat täglich die Begegnung mit Gott, mit Jesus in der Heiligen Messe gesucht. Franziskus schreibt über die Heilige Eucharistie „Der ganze Mensch erschauere, die ganze Welt erbebe, … wenn der Herr des Alls, Gott und Gottes Sohn, sich so erniedrigt, dass er sich zu unserem Heil unter der anspruchslosen Gestalt des Brote verbirgt! Er, der sich uns ganz hingibt“ (vgl. Ord 26-29). Franziskus glaubt fest, dass sich Gott ihm ganz gibt im Gebet und besonders in der Feier der Heiligen Messe.

Ich wünsche Papst Franziskus, mir und allen, dass wir immer mehr Vertrauen in das Gebet, besonders auch in die Feier der Heiligen Messe, damit wir von Gott immer mehr empfangen und es weiter geben, in der Zuwendung besonders auch zu den schwächsten Menschen und Wesen. Das können wir je mehr wir Ähnliches erleben, wie Jesus, der wusste, „dass ihm der Vater alles in die Hand gegeben hatte“ (vgl. Joh 13,3).