„Lasst die Priester heiraten. Weiht die Frauen zu Priestern“, das sind Hauptforderungen der Österreichischen „Pfarrerinitiative“. Leider haben sie auch zum „Ungehorsam“ gegenüber der Kirchenleitung aufgerufen. Ich meine: Wenn Ehemänner und Frauen zu Priestern geweiht werden, wird die Kirche deswegen kein bisschen lebendiger. Das zeigt das Beispiel der evangelischen Kirche. Dort gibt es das alles längst. Und es läuft dort nicht automatisch besser als in der katholischen Kirche.

Für mich ist der Heilige Franziskus ein Schlüssel für die Erneuerung der Kirche. Er hat sich oft zum Gebet zurückgezogen. Der gekreuzigte und auferstandene Jesus hat ihm gesagt: „Bau meine Kirche wieder auf“ (vgl. Monac5). Jesus hat Franziskus von Assisi berührt und ihm gute Ideen gegeben, wie er die Kirche erneuern könnte. Franziskus wollte das alles in Einheit mit dem Papst und den Bischöfen tun. Er hat die Kirche von innen heraus erneuert durch sein Gott-verbundenes Leben.

Auch ich möchte zur Erneuerung der Kirche beitragen. Franz von Assisi ermutigt mich das in Einheit mit der Kirchenleitung und in einer lebendigen Beziehung zu Christus zu tun.

Mehr dazu finden sie unten.

 

Lesejahr B, 4. Sonntag der Osterzeit, Br. René Dorer

Bibelstellen: Apg 4, 8-12; Ps 118 (117), 1 u. 4.8-9.21-23 u. 26-29; 1 Joh 3, 1-2; Joh 10, 11-18

Andere Literatur:

Ein Benediktiner aus Oberaltaich; Münchner Legende (= Monac), hier: Monac 5,  in: Dieter Berg, Leonhard Lehmann (Hg.), Franziskusquellen, Die Schriften des heiligen Franziskus, Lebensbeschreibungen, Chroniken und Zeugnisse über ihn und seine Orden, Kevelaer 2009,922..

Einheitsübersetzung der Hl. Schrift, Katholisches Bibelwerk, Stuttgart

BOTSCHAFT DES HEILIGEN VATERS BENEDIKT XVI. ZUM 49. WELTGEBETSTAG UM GEISTLICHE BERUFUNGEN

„Lasst die Priester heiraten. Weiht die Frauen zu Priestern“, das sind Hauptforderungen der Plattform „Pfarrerinitiative“ Österreich. Inzwischen gibt es schon international Interessierte an dieser Bewegung. Die „Pfarrerinitiative“ hat sich mit ihrem „Aufruf zum Ungehorsam“ nicht nur Freunde geschaffen. Sie hat damit ein Tabu gebrochen und viele Mitglieder der Weltkirche damit verärgert. Auch ich denke: Die Pfarrerinitiative schadet insgesamt mehr, als dass sie hilft. Mir gefällt, dass Papst Benedikt sich in seiner Ansprach am Gründonnerstag kritisch zu diesem Aufruf zum Ungehorsam geäußert hat.

Die Leute, die die Pfarrerinitiative unterstützen, will ich schätzen. Sicher meinen sie es gut mit der Kirche. Sie wollen, dass die Kirche genug Priester hat. Darum geht es auch beim Weltgebetstag um geistliche Berufe. Am 4. Sonntag der Osterzeit betet die Kirche jedes Jahr weltweit um Berufungen zum Priesteramt und zum geweihten Leben, zum Ordensleben.

Für mich birgt dieser Weltgebetstag schon einen Lösungsansatz für die Zukunft der Kirche. Wir müssen alle mehr auf die Knie gehen und Gott um Berufungen bitten. Nicht nur ein paar Fromme sollen das tun, sondern viel mehr Getaufte. Denn Berufungen können wir nicht selber machen durch Strukturveränderung. So etwas führt höchstens zur Kirchenspaltung. Berufungen zum Priesteramt sind vor allem eine Gabe Gottes. Abgesehen davon, dass die Konzentration auf Priester für mich eine klerikale Engführung bedeutet. Ich wünsche mir eine Kirche in der alle Getauften einen lebendigen Glauben praktizieren.

Einen zweiten Lösungsansatz, um mehr Priester und Ordensleute zu erhalten, sehe ich in den biblischen Lesungen, die für den 4. Sonntag in der Osterzeit vorgesehen sind. Das Johannesevangelium überliefert die Worte Jesu: „Ich bin der gute Hirt. Der gute Hirt gibt sein Leben hin für die Schafe“ (Joh 10,11). Jesus behauptet, dass er viel gibt – sein ganzes Leben. Warum ist er so großzügig? Er gibt alles, weil er Gott erlebt hat. Er hat erfahren, Gott, der Vater, ist wie eine Sonne der Liebe, die ihr ganzes Licht, ihre Wärme weiter gibt. Das hat er bestimmt auch beim Psalmbeten gespürt. In einem Psalm heißt wird gesungen: „Danket dem Herrn, denn er ist gütig, denn seine Huld währt ewig“ (Psalm 118(117),1). Ich bin überzeugt, Jesus hat das stark erfahren: Gott ist gut. Er gibt nicht nur etwas, er gibt sich selbst. Das hat ihn bestimmt beeinflusst, so dass er selbst geben wollte, von sich, sich selbst.

Das gefällt mir an Jesus: Er gibt sein ganzes Leben. Er verzichtet dabei zum Beispiel auf die Ehe, auf einen fixen Wohnort. Er tut das vor allem deshalb, dass er freier sein kann für den Auftrag Gottes. Damit verliert er aber letztlich nichts. Am Ende ist er der wahre Gewinner. Er drückt es so aus: „Ich habe Macht, mein Leben hinzugeben, und ich habe Macht, es wieder zu nehmen“. Er nimmt sich das Leben wieder. Das zeigt sich dann, wenn er selbst von den Toten aufersteht. Hier wird für mich deutlich, dass Jesus kein gewöhnlicher Mensch ist. Er hat in sich die Macht Gottes, die Macht über Leben und Tot.

Ich bin überzeugt, wer diesem Jesus wirklich begegnet, wird bereit sein, immer mehr zu geben, von sich, ja sein ganzes Leben. Ich glaube, wenn mehr junge Menschen in einer lebendigen Beziehung zu Jesus leben, dann wird er sie berühren und anstecken. Und sie werden lernen, viel zu geben, sich selbst zu geben. Das kann in einer christlichen Ehe oder auch im ehelosen Leben für Gott geschehen – als Priester oder Ordenschrist.

Das ist für mich der Angelpunkt der Erneuerung der Kirche. Wenn wir Christus erleben, werden wir bereit sein, unser ganzes Leben zu geben. Dann werden viele auch bereit sein, ehelos als Amtspriester oder als Ordenschristen zu leben.

Dazu gefällt mir auch die Botschaft von Papst Benedikt zum Weltgebetstag um geistliche Berufe ein:

Benedikt betont auch, dass die Erfahrung von Gott geliebt zu sein, immer die Grundlage dafür ist, dass Menschen bereit sind, ihr Leben zur Verfügung zu stellen – auch für kirchliche Dienste.

Benedikt meint, dass die Menschen diese Erfahrung der Liebe machen können. Das ist möglich, wenn sie auf das Wort Gottes hören, allein und in Gemeinschaft beten und wenn sie immer wieder die Sakramente empfangen, besonders die Hl Eucharistie.

Der Papst betont, dass besonders die Familien ein Lernort sind, wo Kinder die Hingabe für das Reich Gottes lernen können.

Die Erneuerung der Kirche geschieht nicht durch den aktuellen Aufruf zum Ungehorsam gegenüber der Kirchenleitung sondern von innen heraus, indem Menschen sich auftun für eine Begegnung mit Christus.

Ich denke dabei an Franziskus von Assisi. Oft betete er zu Jesus an einsamen Orten – einmal auch vor dem Kreuzbild in San Damiano. „Da hörte er mit leiblichen Ohren die Stimme Christi von diesem Bild des Gekreuzigten her zu sich sprechen; sie sagte: >Franziskus, geh, baue mein Haus auf, das, wie du siehst, ganz zerstört ist!<. Durch die Kraft jener Stimme in Erstaunen versetzt, wurde er in einen ganz anderen Menschen verwandelt“ (vgl. Monac 5), so berichtet eine Legende über Franziskus. Franziskus wurde in der Begegnung mit dem Auferstandenen verwandelt. Deshalb wollte Franziskus sein Leben hingeben für Gott, für Jesus. Ehelos hat er gelebt und die Kirche von innen heraus erneuert. Dabei war er dem Papst und den Bischöfen gehorsam. Er hat keine Strukturveränderung angestrebt, sondern die Kirche durch sein heiliges Leben erneuert.

Ich wünsche der Kirche eine Erneuerung, ich wünsche ihr viele Menschen, die berufen sind, sich als Amtspriester und im Gott-Geweihten Leben ihr Leben hinzugeben. Ich glaube, dass Jesus so eine Lebensart ermöglicht. Weil er uns verwandelt und ansteckt mit seiner eigenen Lebenseinstellung. Denn er sagt von sich: „Ich bin der gute Hirt. Der gibt sein Leben hingibt für die Schafe“ (vgl. Joh 10,11).