„Ich freu mich
schon auf das lange Wochenende um Allerheiligen“, hat mir ein Schüler erzählt.
Nicht alle werden sich in diesen Tagen freuen. Ich denke auch an die, die Anfang
November eher bedrückt sind, weil sie am Grab eines lieben Verstorbenen stehen.
Wenn ich an meinen verstorbenen Papa denke, bin ich nicht nur traurig, ich bin
auch getröstet. Denn ich glaube an den Gott, den Jesus verkündet, an den Gott
der wie ein guter Vater ist. Er kann uns Zukunft schenken auch über den Tot
hinaus.

Zu diesem
Glauben ermutigt mich der Heilige Franziskus. Er wusste: Mein wahrer Vater ist
Gott. Denn er hält unser Leben in seinen Händen, auch dann wenn wir sterben.
Seinen Glauben an Gott, den Vater, drückte Franziskus öffentlich aus. Als er
einmal mit seinem eigenen Papa Pietro in Konflikt geriet sagte Franziskus: „Bis
jetzt habe ich Pietro Bernadone meinen Vater genannt; … Von nun an will ich
sagen: >Vater unser, der du bist im Himmel<“ (vgl. Gef 20,3).

  

Lesejahr A, 31. Sonntag im Jahreskreis, Homilie, Br. Rene Dorer, Lienz

Bibelstellen:
Mal 1:14b -2:2b.8-10; Ps 131 (130), 1.2-3; 1 Thess 2:7b-9. 13, Mt 23:1-12

Andere Literatur: Die Dreigefährtenlegende (= Gef),  hier: Gef, 20,3,  in: Dieter Berg, Leonhard Lehmann (Hg.), Franziskusquellen, Die Schriften des heiligen Franziskus, Lebensbeschreibungen, Chroniken und Zeugnisse über ihn und seine Orden, Kevelaer 2009, 625.

Lange Version:

„Ich freu mich schon auf das lange Wochenende um Allerheiligen“, hat mir ein Schüler erzählt.

Nicht alle werden sich in diesen Tagen freuen. Ich denke auch an die, die Anfang
November eher bedrückt sein werden, weil sie am Grab eines lieben Verstorbenen
stehen. Wenn ich an meinen verstorbenen Papa denke, bin ich nicht nur traurig,
sondern ich bin auch getröstet. Es ist ein Trost, der von meinem Glauben an Gott
kommt.

Schon gläubige
Hebräer haben ihre Hoffnung auf Gott gesetzt. Sie haben geglaubt: Der Gott, der
alles geschaffen hat, der kann dem Menschen auch Zukunft geben. Diese
Überzeugung haben sie auch beim Singen eines Psalms ausgedrückt: „Israel, harre
auf den Herrn von nun an bis in Ewigkeit“ (Ps 131,3). Israel, steht für alle
Menschen, die an den Gott Israels glauben. Diese können auf Gott harren, auf ihn
hoffen, immer, auch über ihren Tod hinaus. Diese Hoffnung auf Gott, auf den wir
uns immer verlassen können, tröstet auch mich. Auch dann, wenn ich an meinen
verstorbenen Papa denke.

Diese Hoffnung
auf Gott impft mir Jesus ein. Mir fällt dabei ein, wie er Pharisäer und
Schriftgelehrten kritisiert, weil sie Gott ganz aus dem Blick verloren haben (Mt
23,5-7). Jesus regt sich auf, weil diese Leute Gott nicht mehr beachten, sondern
nur an sich selbst denken und damit beschäftigt sind, wie sie bei den Leuten
ankommen. „Alles, was sie tun, tun sie nur, damit die Menschen es sehen“ (Mt
23,5), schärft Jesus ein. Er will damit klar machen: Es genügt nicht wenn wir
bloß damit beschäftigt sind, uns ein gutes Image aufzubauen und dabei das
Wichtigste aus dem Blick verlieren: Gott.

Jesus will noch
mehr provozieren, damit endlich klar wird wer wichtig ist im Leben: „Ihr sollt
niemand auf Erden euren Vater nennen; denn nur einer ist euer Vater, der im
Himmel“ (vgl. Mt 23,9). Dieses Wort erschreckt mich zuerst. Es kann doch nicht
schlecht sein, dass ich meinen Papa „Vater“ genannt habe. Gleichzeitig ist mir
klar: Was Jesus sagt, das stimmt. Denn alles was Menschen tun, das ist begrenzt.
Es gibt nur einen, der alles ist und alles vermag, auch dann wenn wir am Ende
sind, zum Beispiel wenn wir sterben müssen. Mir hilft Jesus, Gott zum
Mittelpunkt meines Lebens zu machen.

Ich möchte dabei
auch von Franziskus von Assisi lernen. Franziskus ist immer mehr zum Glauben
gekommen: Mein Leben kommt von Gott, es ist bei Gott aufgehoben. Dieser Gott
schenk mir Zukunft. Gott war für Franziskus der eigentliche „Vater“, so wie es
nie ein Mensch sein konnte. Das hat der Heilige von Assisi deutlich gemacht, als
er einmal in Konflikt mit seinem leiblichen Vater Pietro geriet. In aller
Öffentlichkeit hat Franziskus zu ihm gesagt: „Bis jetzt habe ich Pietro
Bernadone meinen Vater genannt; … Von nun an will ich sagen: >Vater unser, der
du bist im Himmel<“ (vgl. Gef 20,3).

Auch ich möchte
immer mehr auf Gott, unseren Vater vertrauen. Denn er allein kann uns ewiges
Leben schenken, auch meinem verstorbenen Papa. Dieser Glaube tröstet mich. Jesus
sagt es auch mir: „Ihr sollt niemand auf Erden euren Vater nennen; denn nur
einer ist euer Vater, der im Himmel (vgl. Mt 23,9).