Mein Eintritt in den Franziskanerorden war verbunden mit einer vieljährigen Prüfungszeit. Die Brüder-Gemeinschaft hat mich geprüft, ob ich zu ihr passe und ob ich die Grundfähigkeiten zum franziskanischen Ordensleben habe. Und ich habe mich in diesen Jahren gefragt, ob das Leben im Franziskanerorden meine Berufung von Gott her sein könnte. Ein geistlicher Begleiter stand mir in diesem Klärungsprozess zu Seite. Schließlich habe ich mich entschieden, der Ordensgemeinschaft der Franziskaner von Österreich und Südtirol beizutreten. Diesen Entschluss habe ich bei meiner feierlichen Profess in einem Gottesdienst, am 17. September 2000 in der Franziskanerkirche Schwaz, öffentlich vor Gott und den Menschen ausgedrückt. Auch mein Mitbruder Ulrich Maria Rauch hat an diesem Tag sein feierliches Versprechen abgelegt. 

Hier ist der Text unserer Profess-Formel mit Hinweis auf die Grundlagen unseres Ordens (Auszug aus den Generalkonstitutionen):

Die Profess im Franiskanerorden

(Quelle: Generalkonstitutionen des Minderbrüderordens)

Brüder Ulrich M. Rauch und Rene Dorer unterschreiben ihr Versprechen

 

Kapitel I

„Das Evangelium unseres Herrn Jesus Christus beobachten“

(Bulllierte Regel, BR 1,1)

 

Die Grundlagen des Ordens

 Artikel 1

Paragraph 1:

Der vom heiligen Franziskus von Assisi gegründete Minderbrüderorden ist eine Bruderschaft, in der die Brüder unter Leitung der Heiligen Geistes in besonders enger Nachfolge Jesu Christi sich durch die Profess dem Höchstgeliebten Gott gänzlich hingeben, indem sie das Evangelium in der Kirche nach der von Franziskus verwirklichten und aufgezeigten Form leben.

Paragraph 2:

Als Franziskusjünger müssen die Brüder im Geist des Gebetes und der Hingabe und in brüderlicher Gemeinschaft ein von der Wurzel her evangelisches Leben führen, Buße und Mindersein bezeugen, in der Liebe zu allen Menschen die Botschaft des Evangeliums in die ganze Welt tragen und durch ihr Tun von Versöhnung, Frieden und Gerechtigkeit künden.

Die Profess

 Artikel 5

Paragraph 1:

Indem die Brüder die Weihe ihrer Taufe ganz vollziehen und sich für die göttliche Berufung entscheiden, übereignen sie sich ganz und gar dem höchstgeliebten Gott. Durch das Gelübde des Gehorsams, der Armut und der ehelosen Keuschheit in einem Leben nach dem Geist des heiligen Franziskus treten sie in einen Bund mit Gott und wird ihr ganzes Leben existentiell zu einer Art Gott in Liebe dargebrachter Opfergabe.

Paragraph 2:

Die Profeß [Profess] in die Hände des rechtmäßigen Ministers hat in unserem Orden folgenden Wortlaut:

„Ich, Bruder N. N., habe das feste Vertrauen, dass Gott mich gerufen hat, Jesus Christus nachzufolgen und sein Evangelium treu zu beobachten. Darum, Bruder [Namens des Provinz-Ministers, = Provinzial], gelobe ich in deinen Händen dem allmächtigen Gott, für mein ganzes Leben lang in Gehorsam, ohne Eigentum und in eheloser Keuschheit zu leben.

Ich verspreche, das Leben und die Regel der Minderen Brüder, wie sie von Papst Honorius bestätigt worden ist, gemäß den Generalkonstitutionen unserer Ordens (immer) zu beobachten.

Damit ich durch die Kraft des Heiligen Geistes meinen Hingabe lebe und vollende, gebe ich mich mit ganzem Herzen in diese Bruderschaft, zum Dienst an Gott und der Kirche und zum Wohl der Menschen.

Dabei vertraue ich auf die Fürbitte der ohne Erbsünde empfangenen Gottesmutter Maria, unseres Vaters Franziskus und aller Heiligen sowie auf den Beistand der Brüder.“

(in: „Die Generalkonstitutionen des Minderbrüderordens, Rom 1987 [GK], Artikel 5)

Brüder Rene Dorer und Ulrich M. Rauch werden von ihren Mitbrüdern begrüßt.